Kastration ein schwieriges Thema
Liebe Leser, bei der Kastration von Rüden und Hündinnen können sie 10 Personen befragen und anschliessend haben sie 10 verschiedene Meinungen.
Unterschied Kastration / Sterilisation
Bei der Kastration werden beim Rüden die Hoden und bei der Hündin die Eierstöcke entfernt. Bei der Sterilisation werden nur die Samenstränge beim Rüden und die Eileiter bei der Hündin durchtrennt. Die Hormonproduktion bleibt in Takt, was nicht von Vorteil ist, darum werden Tiere kastriert und nicht sterilisiert.
Die chemische Kastration
Ich werde oft gefragt, ob ich die chemische Kastration gutheisse oder eher davon abrate. Meine Antwort lautet meist: „Es kommt darauf an.“ Denn bevor man sich für eine chemische Kastration entscheidet, sollte man erst einmal verstehen, was genau dahintersteckt und welches Ziel man damit verfolgt. Es gibt viele verschiedene Meinungen und Theorien zu diesem Thema, und ich möchte hier meine persönlichen Ansichten teilen, um einen kleinen Einblick zu geben.
Was ist eine chemische Kastration?
Die chemische Kastration ist eine Möglichkeit, bei gesunden, nicht kastrierten und geschlechtsreifen Rüden eine vorübergehende Unfruchtbarkeit zu erzielen. Sie ahmt die Effekte einer chirurgischen Kastration nach, ist aber nicht dauerhaft und kann, je nach Dosierung, für 6 bis 12 Monate wirken. Diese Methode kann jederzeit und ohne Altersbeschränkung durchgeführt werden. Dem Rüden wird ein kleines, stäbchenförmiges Implantat unter die Haut gesetzt, das langsam das Hormon Deslorelin abgibt. Dieses Hormon hemmt die Produktion von Testosteron und Spermien, was auch zu einer Schrumpfung der Hoden führt.
Warum könnte eine chemische Kastration sinnvoll sein?
Falls du dir noch nicht sicher bist, ob eine permanente Kastration der richtige Weg für deinen Hund ist, kann die chemische Kastration eine gute Möglichkeit sein, das Verhalten deines Hundes und die Auswirkungen der hormonellen Veränderung zu testen. Sie ist eine reversible Lösung, die dir die Möglichkeit gibt, zu sehen, wie dein Hund auf diese Veränderung reagiert, bevor du eine endgültige Entscheidung triffst.
Wie alt sollte mein Rüde sein, und verändert er sich durch eine Kastration?
Ein Rüde wird normalerweise mit 5 bis 10 Monaten geschlechtsreif, was aber nicht bedeutet, dass er körperlich und geistig schon ausgereift ist. In meinen Augen ist ein Hund erst mit 24 bis 36 Monaten wirklich erwachsen. Daher halte ich es für wichtig, einen Hund nicht vor dem 18 Monat besser noch nicht vor dem 24 Monat zu kastrieren, um seine kognitive Entwicklung nicht zu beeinträchtigen und dann immer zuerst eine chemische Kastration für ein Jahr machen, um zu sehen, wie er sich verhält. Wenn alles gut verläuft, während diese Zeit und das gewünschte Ziel erreicht wird, er keine Nebenwirkunken wie Harninkontinenz, Fellveränderungen, Übergewicht und negativer Verhaltensveränderungen anzeigt, muss man die chemische Kastration nicht auslaufen lassen und kann ihn mit 9 Monaten zur chirurgischen Kastration anmelden.
Ich finde es wichtig zu betonen, dass eine Kastration – egal ob chemisch oder chirurgisch – kein Allheilmittel ist. Sie behebt nicht automatisch Verhaltensprobleme wie überschäumende Energie, Aggressionen, Markieren oder das Aufreiten auf andere Hunde, Menschen oder Objekte. Kastration ist kein Ersatz für Erziehung, sinnvolle Beschäftigung und eine gute Sozialisierung.
Wenn bei deinem Hund Verhaltensprobleme auftreten, die tatsächlich hormonell bedingt sind, kann eine Kastration helfen, diese deutlich zu reduzieren. Ich empfehle dir, dies gemeinsam mit deiner Hundetrainerin oder deinem Hundetrainer sowie mit deinem Tierarzt zu besprechen. Wenn du möchtest, stehe ich dir auch gerne für einen Austausch zur Verfügung.
Sollte ein Rüde sehr früh geschlechtsreif werden, alles «rammeln» was ihm in den Weg kommt, nicht mehr zu halten ist, wenn er eine läufige Hündin riecht und die ganze Familie darunter leidet, kann man eine chemische Kastration auch mal vorziehen. Ich empfehle in diesem Fall nur die chemische Kastration für ein Jahr.
Kann man auch Hündinnen chemisch kastrieren?
Ja, das ist möglich. Allerdings wird die chemische Kastration bei Hündinnen in der Regel nur bei sehr jungen, gesunden und noch nicht geschlechtsreifen Tieren angewendet. Ziel ist es, die erste Läufigkeit zu verzögern oder sogar ganz zu verhindern, um eine Trächtigkeit zu vermeiden. Bei bereits geschlechtsreifen Hündinnen wird von einer chemischen Kastration jedoch eher abgeraten, da das Risiko für die Entstehung von Gebärmuttererkrankungen oder Eierstockzysten zu hoch ist.
Wichtig, eine Hündin ist mit der 1. Läufigkeit ausgewachsen. Ich empfehle auf keinen Fall eine chemische oder chirurgische Kastration bei einer jungen Hündin vor der 1. Läufigkeit, da sie körperlich und geistig noch nicht ausgereift ist. Wenn eine Hündin überhaupt kastrieren, dann erst nach der 1. besser noch nach der 2. Läufigkeit und dann die chirurgische Variante wählen.
Bei Fragen stehe ich Euch gerne zur Verfügung.
Eure Züchterin
Sonja